Gerade gab die Band bekannt, dass alle Konzerttermine im Oktober verschoben werden. Alle Shows im November und Dezember finden wie geplant statt.
Freaks, mit großem Bedauern müssen wir euch heute verkünden, daß wir unsere Oktober-Live-Termine verschieben müssen. Die genauen Daten entnehmt ihr bitte der Grafik. Wir wollen ganz ehrlich sein: Im Augenblick sind die Vorverkäufe zu schwach, als daß sich eine Durchführung der Tour für die Clubs, die örtlichen Veranstalterinnen, uns und unsere Crew gerechnet hätte. Die Zeiten sind wohl nicht danach, viele Künstler*innen machen gerade ähnlich schmerzhafte Erfahrungen. WICHTIG: Die Termine im November und Dezember finden ALLE statt. Kommt alle, es lohnt sich, bis jetzt war jedes Konzert einzigartig und geil. Auch Dank euch! Seid gegrüßt und bleibt gesund, Eure Tocs
In Berlin begann der Konzertabend ungewöhnlich. Ich wurde mit dem Auto zur Columbia Halle gebracht. Kurz vor der Halle fielen uns wahnsinnig viele Menschen auf. Ich dachte so „Wow, Berlin fährt richtig auf Tocotronic ab“. Ein paar Sekunden später ist mir aufgefallen, dass die ganzen Leute T-Shirts von den Toten Hosen tragen. „Stimmt, da war doch was!“ Die Toten Hosen haben zur gleichen Zeit auf der anderen Straßenseite ein Konzert gespielt. Beim Einlass fürs Tocotronic Konzert war wie gewohnt nicht viel los. Die Halle war zwar auch ausverkauft, aber Toco-Fans sind entspannt und kommen meistens erst kurz vor dem Start. Es kam eine U-Bahn und ein Bus nach dem anderen und es waren fast nur Hosen Fans. Als ich da so auf der Straße stand, hat sich das komisch angefühlt. So als ob wir paar Tocotronic Fans die Außenseiter sind und alle anderen Leute zu einer coolen Party gehen, zu der wir nicht eingeladen wurden. Eingeladen wurde ich dann aber doch. Ein Hosen Fan wollte mir eine Karte verkaufen. 😀 Ich hätte das Angebot gerne angenommen, aber nicht, wenn gleichzeitig Tocotronic spielen. So ein Mist! Hätten die Hosen einen Tag später in Berlin gespielt, wäre ich zum Konzert gegangen. Hosen Konzerte sind immer geil. Ich war schon bei zahlreichen.
In der Halle wars dann ganz entspannt. Das Team am Einlass und bei der Getränkeausgabe war sehr nett. Im Vorprogramm waren dieses mal wieder BSI. Für BSI war es ihr bisher größter Auftritt. Vor 3.000 Leuten haben sie vorher noch nie gespielt. Na immerhin! Als sie das erzählt haben, hat sich das Konzert gar nicht mehr so klein angefühlt. Die Halle war auch restlos ausverkauft. Nach der tollen Show von BSI gab es dann wieder eine Umbaupause.
Berlin war etwas ungeduldig und hat schon immer in der Umbaupause gejubelt. War wohl ein Versuch die Band herauszulocken, aber bei Tocotronic gibt es feste Abläufe. 😀 Die Band kam pünktlich um 21 Uhr auf die Bühne.
Nach den nachdenklichen Songs wie „Nie wieder Krieg“ und „Hoffnung“ fing das Publikum dann an zu tanzen. Nach „Aber hier leben, nein danke“ lag wieder eine Brille am Boden. Glücklicherweise konnte der Besitzer seine Brille finden, als einige Fans den Boden mit ihren Smartphones ausgeleuchtet haben. Ich sag’s euch, lasst eure Brillen zuhause, falls ihr pogen gehen möchtet. In der Halle war es wie üblich wieder sehr heiß. Die Band hat trotzdem Vollgas gegeben. Ich glaube für einen Teil der Band war es ein besonderer Abend. Das Berliner Publikum ging ordentlich ab. Sah auch echt cool aus in der Halle mit den zwei Ebenen und der guten Lichtshow. Hat alles gepasst an dem Abend. Mein Lieblingssong war in Berlin „Drüben auf dem Hügel“.
Nach dem Konzert sind wir dann wieder mit den Hosen Fans zusammengetroffen. Ich wurde vor der Halle abgeholt, aber wir sind kaum durch die Straßen gekommen. Überall waren Fans und die Polizei. Die 60.000 Hosen Fans und 3.000 Tocotronic Fans sind zum größten Teil alle Richtung U-Bahn gelaufen. Verlief aber alles friedlich. Warum sollte es auch Stress geben? Sind zwei coole Bands.
39,30 EURO UND ES GAB KEIN FLEISCH! Spaß, wir sind doch hier nicht bei Helene… und Fleisch würde ich sowieso nicht essen. Nach Hannover war es eine lange Fahrt – fünfeinhalb Stunden. Das hat sich alles ziemlich hingezogen. Bis auf das Hotel habe ich deshalb vor dem Konzert nichts von der Stadt gesehen. Immerhin ging es auf dem Weg zum Capitol am Ihme Fluss vorbei. Dieser kleine Teil von Hannover wirkte schön.
Das Capitol selbst hat mir auch sehr gut gefallen. Mir wurde erzählt, dass dieser Ort früher mal ein Kino war. Finde ich super, wenn solche Locations erhalten bleiben und neue Funktionen bekommen. Das ganze Team war sehr nett. Die meisten vom Publikum kamen erst kurz vor Beginn des Konzerts. Ich war schon etwas eher da und hatte deshalb die Möglichkeit mich mit ein paar anderen Fans zu unterhalten. Vor der Bühne standen ein Mann und eine Frau. Ich habe sie zuerst fälschlicherweise für ein Ehepaar gehalten, wie sich aber rausstelle waren es Geschwister. Jedenfalls habe ich mich sehr gut mit den beiden unterhalten. Der Mann ist großer Neil Young Fan und hat mir von zahlreichen Konzertbesuchen in ganz Europa erzählt. Ich liebe solche Geschichten rund um die Themen Musik und Konzerte. Könnte ich stundenlang zuhören. Vielleicht höre ich deshalb auch so gerne Reflektor.
Als es losging kamen zuerst BSI auf die Bühne. Seit sie damals fürs Vorprogramm angekündigt wurden, musste ich bei BSI immer ans „Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik“ denken. Natürlich hat die Band damit nichts zu tun. Sie kennen wahrscheinlich nicht mal die Abkürzung, weil die Band nämlich aus Island kommt. Der Bandname bezieht sich auf einen Busbahnhof in Reykjavík. BSI treten ohne Gitarre auf. Silla Thorarensen spielt Schlagzeug und singt. Julius Pollux Rothlaender spielt Bass und bedient nebenbei Toe-Synths. Ich weiß nicht genau, wo man diese Art von Musik einordnet. Es klangt teilweise wie Pop mit Punk, dann wieder eher Lo-Fi… sehr experimentell. Mir persönlich hat es jedenfalls gut gefallen.
Als Tocotronic auf die Bühne kamen, hatte sich die Halle schon wieder ordentlich aufgeheizt. Die Jungs wirkten gut gelaunt und haben das Publikum innerhalb kürzester Zeit zum Tanzen gebracht. Erst war es fast ein bisschen eng vorne, aber wir haben uns dann unseren Pogo-Kreis freigetanzt. Dummerweise bin ich bei einem Song sehr unglücklich mit jemanden zusammengestoßen. Meine Schulter hat seinen Unterkiefer getroffen. Hat ordentlich geknallt. Ich habe mich sofort bei ihm entschuldigt und gefragt, ob er irgendwas braucht. Er hat mir aber versichert, dass es ihm gut ging. Das war natürlich keine Absicht und ist beim Herumspringen so passiert, trotzdem tat es mir leid. Gerade wenn es die Zähne trifft, kann es schnell übel schmerzen. Ich hoffe jedenfalls, dass es ihm auch am nächsten Tag gut ging. Ich hatte einen großen blauen Fleck an meiner Schulter. Als ich aus dem Hotel auschecken wollte, konnte ich meinen Rucksack an der Stelle nicht richtig tragen.
Der kleine „Unfall“ hatte aber nichts an der guten Stimmung während des Konzerts geändert. Dirk hatte bei einem Song kurz Probleme mit seiner Gitarre. Da war wohl etwas kaputt, aber er hatte sofort mit einer Ersatzgitarre weitergespielt. Mein Lieblingssong war wieder „Let there be rock“. Den finde ich zur Zeit von der „Nie wieder Krieg“-Setlist meistens am besten.