39,30 EURO UND ES GAB KEIN FLEISCH! Spaß, wir sind doch hier nicht bei Helene… und Fleisch würde ich sowieso nicht essen. Nach Hannover war es eine lange Fahrt – fünfeinhalb Stunden. Das hat sich alles ziemlich hingezogen. Bis auf das Hotel habe ich deshalb vor dem Konzert nichts von der Stadt gesehen. Immerhin ging es auf dem Weg zum Capitol am Ihme Fluss vorbei. Dieser kleine Teil von Hannover wirkte schön.
Das Capitol selbst hat mir auch sehr gut gefallen. Mir wurde erzählt, dass dieser Ort früher mal ein Kino war. Finde ich super, wenn solche Locations erhalten bleiben und neue Funktionen bekommen. Das ganze Team war sehr nett. Die meisten vom Publikum kamen erst kurz vor Beginn des Konzerts. Ich war schon etwas eher da und hatte deshalb die Möglichkeit mich mit ein paar anderen Fans zu unterhalten. Vor der Bühne standen ein Mann und eine Frau. Ich habe sie zuerst fälschlicherweise für ein Ehepaar gehalten, wie sich aber rausstelle waren es Geschwister. Jedenfalls habe ich mich sehr gut mit den beiden unterhalten. Der Mann ist großer Neil Young Fan und hat mir von zahlreichen Konzertbesuchen in ganz Europa erzählt. Ich liebe solche Geschichten rund um die Themen Musik und Konzerte. Könnte ich stundenlang zuhören. Vielleicht höre ich deshalb auch so gerne Reflektor.
Als es losging kamen zuerst BSI auf die Bühne. Seit sie damals fürs Vorprogramm angekündigt wurden, musste ich bei BSI immer ans „Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik“ denken. Natürlich hat die Band damit nichts zu tun. Sie kennen wahrscheinlich nicht mal die Abkürzung, weil die Band nämlich aus Island kommt. Der Bandname bezieht sich auf einen Busbahnhof in Reykjavík. BSI treten ohne Gitarre auf. Silla Thorarensen spielt Schlagzeug und singt. Julius Pollux Rothlaender spielt Bass und bedient nebenbei Toe-Synths. Ich weiß nicht genau, wo man diese Art von Musik einordnet. Es klangt teilweise wie Pop mit Punk, dann wieder eher Lo-Fi… sehr experimentell. Mir persönlich hat es jedenfalls gut gefallen.
Als Tocotronic auf die Bühne kamen, hatte sich die Halle schon wieder ordentlich aufgeheizt. Die Jungs wirkten gut gelaunt und haben das Publikum innerhalb kürzester Zeit zum Tanzen gebracht. Erst war es fast ein bisschen eng vorne, aber wir haben uns dann unseren Pogo-Kreis freigetanzt. Dummerweise bin ich bei einem Song sehr unglücklich mit jemanden zusammengestoßen. Meine Schulter hat seinen Unterkiefer getroffen. Hat ordentlich geknallt. Ich habe mich sofort bei ihm entschuldigt und gefragt, ob er irgendwas braucht. Er hat mir aber versichert, dass es ihm gut ging. Das war natürlich keine Absicht und ist beim Herumspringen so passiert, trotzdem tat es mir leid. Gerade wenn es die Zähne trifft, kann es schnell übel schmerzen. Ich hoffe jedenfalls, dass es ihm auch am nächsten Tag gut ging. Ich hatte einen großen blauen Fleck an meiner Schulter. Als ich aus dem Hotel auschecken wollte, konnte ich meinen Rucksack an der Stelle nicht richtig tragen.
Der kleine „Unfall“ hatte aber nichts an der guten Stimmung während des Konzerts geändert. Dirk hatte bei einem Song kurz Probleme mit seiner Gitarre. Da war wohl etwas kaputt, aber er hatte sofort mit einer Ersatzgitarre weitergespielt. Mein Lieblingssong war wieder „Let there be rock“. Den finde ich zur Zeit von der „Nie wieder Krieg“-Setlist meistens am besten.
Sehr schöner Abend!